#IStandWithRussia: In Indien gewinnt Russland den Informationskrieg, 16.4. NZZ
Es könnte leider in vielen Weltregionen so aussehen. Sind wir in einer westlich-europäischen Informationskrieg-Echokammer?
«Bei Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands steigt die Eskalationsgefahr», 16.4. 20min
Interview mit Dr. Remo Reginold
Ukraine inzwischen militärisch stark geschwächt, 25.3.2022
Nüchterne Analysen abseits des Informationskrieges zeigen ein wenig erbauliches Bild des Kriegsverlaufes, operativ wie auch strategisch:
(1) "Den Verteidigern gehen langsam, aber sicher die schweren Waffen aus."
(2) "Die Russen schalten nun durch den Einsatz von Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen bereits täglich gezielt Waffenlager der Ukrainer aus"
(3) "Trotz der erstarrten Frontlinie und trotz der Verluste, fließt steter Nachschub aus Russland an die Front."
(4) "Die gestrigen Gipfeltreffen in Brüssel haben erste Risse in der Einigkeit Europas gezeigt."
(5) "Die große Gefahr bestehe nun darin, dass beide Seiten versuchen könnten, durch ein besonderes Ereignis eine Entscheidung herbeizuführen."
Es wird noch weitere solche Spillover-Effekte geben. Wir schauen beispielsweise besorgt auf das Mittelmeer nach Nordafrika, in die Ägäis und in die Region um das levantische Meer. Über das Südchinesische Meer hinaus wird es relevant sein was im Indischen Ozean und in Ozeanien (vgl. Indopazifik) geschieht.
Neue Sicherheitslage wegen Russland auch in der Arktis, 25.3.2022
Wir werden wohl leider eine zunehmende Geopolitisierung und Militarisierung der Arktis sehen.
«Die Propaganda geht von beiden Lagern aus», Gaëtan Vannay 24.3.2022
Praxisbezogene Ausführungen zum Thema "Informationsschlacht", die zeigen, auf was wir bei der Analyse und strategischen Beurteilung achten können:
(1) "Natürlich gibt es einen Angreifer und einen Angegriffenen, aber die Propaganda geht von beiden Lagern aus, und wir neigen spontan dazu, dem Angegriffenen mehr zu glauben. Zumal diese Seite uns näher ist, so wage ich zu behaupten, menschlich und geographisch."
(2) "Die Ukrainer sind extrem gut darin, ihre Informationen zu verbreiten und in den sozialen Medien die Federführung zu übernehmen."
(3) "Man muss beispielsweise sehr auf die Wort- und Bildwahl achten."
(4) "Wir werden morgens Bilder des gleichen zerstörten Gebäudes auf unserem Handy über soziale Netzwerke sehen, wie wenn wir in der Mittagspause unsere Zeitung lesen, wir werden davon im Radio hören, dann werden wir es am Abend in den Fernsehnachrichten wiedersehen – die gleichen Bilder der gleichen Gebäude. Diese beiden Phänomene können die Wahrnehmung der Realität verstärken und beeinflussen."
(5) "Ohne Journalisten, die die Informationen überprüfen, kann man erzählen, was man will. (...) Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir nur noch Informationen über diese belagerte Stadt haben werden, die von der einen oder anderen Seite des Konflikts kommen werden, wobei es sehr schwierig ist, sie zu überprüfen. Es ist die Rolle des Journalisten, vor Ort zu sein und professionell über das Geschehen zu berichten, ohne dass die Informationen von einer Konfliktpartei stammen. Deshalb brauchen wir Fachleute auf diesem Gebiet: um die Situation zu beobachten, zu analysieren, zu überprüfen und zu kontextualisieren."
(6) "Das Gefühlte und der Bezug wirken sich auf die Beschreibung eines Sachverhalts aus."
(7) "Und ich glaube nicht an das Konzept des Bürgerjournalisten. Menschen posten direkt in sozialen Netzwerken, ohne Kontextualisierung, ohne mögliche Überprüfung. Sie sind Zeugen und keine Journalisten. (...) Es wird zu dem, was ich eine virtuelle Tatsache nenne"
Die grosse Übersicht: Wer Putin die Treue hält, wer den Krieg verurteilt – und wo die Schweiz steht, 24.3.2022
Diese Auflistung in der Aargauer Zeitung ist bezeichnend für eine wenig geopolitische Perspektive. Afrika, Südamerika, Nahost und Asien sind unbeachtet, obwohl dort die relevanten grossen geostrategischen und beunruhigenden Verschiebungen anstehen.
Wie mächtige Männer den Krieg zum Kabarett machen, 24.3.2022
Der strategische Informationskrieg aus westlicher Sicht: „So verschwimmen die Sphären also an verschiedenen Orten. Private liefern Daten, die früher über Geheimdienste liefen, das Kriegstheater ist zu einer Form von Entertainment auf Social Media geworden, und die Männer, die die Welt auf diesen Plattformen mit theatralen Einlagen unterhalten, sind eigentlich Figuren auf der Bühne des echten Krieges.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass in dieser verdrehten Welt die professionellen Schauspieler am meisten überzeugen.“
Facebook und Co. zensieren Russia Today: die falsche Waffe im Informationskrieg, 23.3.2022
Informationskrieg und Informationsraum-Verteidigung sind komplex und mehrdeutig, es sind Themen die strategisch und nicht einfach tagesaktuell oder nach kurzfristiger Befindlichkeit behandelt werden sollten.
Ukraine nutzt Starlink, um russische Panzer zu bekämpfen, 22.3.2022
Es geht um weltraumbasierte Kommunikationsinfrastruktur, die es dem Gegner verunmöglicht die operative Informationsüberlegenheit aufzubauen.
Entfremdung von Amerika - Warum die Golfmonarchien die Ölförderung nicht hochfahren, FAZ 21.3.2022
Es zeichnen sich massive geopolitische Transitionen ab, die durch den Krieg in der Ukraine beschleunigt werden: „Die Golfmonarchien richten sich immer mehr nach China und Russland aus. Das Verhältnis zu Amerika dagegen ist gestört“
Mehrheit fühlt sich bei einem Angriff auf die Schweiz zum Kämpfen verpflichtet, 20 Minuten 21.3.2022
Die Resultate müssten unter den aktuellen Befindlichkeiten und Emotionalitäten gelesen werden, sagt Remo Reginold, Direktor des Swiss Institute for Global Affairs (SIGA). «Mit unserem Milizsystem, welches lediglich auf die Verteidigung ausgelegt ist, hätten wir aber die institutionellen Grundlagen für ein solches Engagement.»
Das Milizprinzip könne eine «Scharnierfunktion» einnehmen zwischen ziviler, emotionaler Beteiligung einerseits, und andererseits der völkerrechtlich und technisch notwendigen Institutionalisierung von Sicherheit, sagt Reginold. «Alles in allem ist aber anzunehmen, dass der Krieg für viele in der Schweiz noch immer etwas Abstraktes ist, auch wenn mit den täglichen Kriegsbildern eine gewisse Normalität des Kriegsgeschehens stattfindet.»
Westsahara-Konflikt, Die Zeit 19.3.2022
SIGA-Kommentar:
Bedenkliche Gemengelage in Nordafrika am Mittelmeer im Schatten des Krieges in der Ukraine: Marokko vs. Algerien, konfliktiver Status in Westsahara, migrationspolitischer Druck in Richtung Spanien, energiepolitische Abhängigkeiten (Gas), im Süden in Mali russischer Einfluss, im Westen ein destabilisiertes Libyen
Nüchterne Einschätzungen von Militärexperte Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie (Österreich), profil 18.3.2022
(1) "Aber man darf nicht vergessen, dass auch wir im Westen in unserer eigenen Blase sind. Wir denken uns: Es läuft für die Ukrainer! Der größte Fehler ist, wenn man den Gegner unterschätzt oder lächerlich macht. Das macht alles noch gefährlicher."
(2) "Im Süden könnten russische Truppen das Kernkraftwerk Ukraine Süd einnehmen. Damit wären dann acht von 15 Reaktoren des Landes in ihrer Hand, das sind 60 Prozent der Stromproduktion."
(3) "Die vom Westen gelieferten Waffensysteme haben einen entscheidenden Einfluss, weil sie das russische Vorankommen verzögern. Wir dürfen aber nicht den Denkfehler machen und glauben, dass solche Waffensysteme den Ukrainern ausreichen, um diesen Krieg zu gewinnen."
(4) "Ich rate aber zur Vorsicht: Die Verluste der Russen bewegen sich im Rahmen. Sie haben im Schnitt pro Tag ein Flugzeug und einen Kampfhubschrauber verloren. Das ist in der Norm militärischer Angriffsverfahren. Dasselbe gilt für die russischen Panzerausfälle. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Russen ein ganz anderes Denken über ihre Kampffahrzeuge haben als wir. Diese Systeme sind Wegwerfsysteme. Wenn da etwas nicht mehr funktioniert, wird der Treibstoff abgepumpt, der Rest bleibt einfach liegen."
(5) "Mit diesem Schlag hat Moskau nachhaltig Waffenlieferungen zerstört - und im Westen eine Schockwelle ausgelöst. Auch wegen der Art, wie der Angriff erfolgt ist, nämlich mit schiffsgestützten Marschflugkörpern aus dem Schwarzen Meer. Ein solches Waffensystem hat man davor nicht im Einsatz gesehen. Putin hat gezeigt: Seht her, das haben wir auch! Das Gleiche gilt für russische Drohneneinsätze, die wir zuvor kaum gesehen haben, die sich aber jetzt häufen."
(6) "Diese Personen bewegen sich in einer Grauzone. Es sind Söldner, die auf Eigeninitiative hingereist sind und sich der ukrainischen oder der georgischen Freiwilligenlegion als Untergruppe angeschlossen haben. Wir wissen aus Videos, dass viele nach diesem Angriff versucht haben, das Land zu verlassen."
(7) "Wir sehen hier zweifelsohne eine neue Qualitätssteigerung bei den Waffenlieferungen. Bei Switchblade handelt es sich um „Kamikaze“-Drohnen, die auch aus großer Entfernung sehr präzise Ziele angreifen können, indem sie sich auf diese stürzen. Das wird sich auf die Einsatzführung der Russen niederschlagen, weil die Verluste entsprechend ansteigen."
(8) "Es gibt schon viele Bilder von Russen mit erbeuteten Waffen aus dem Westen. Nicht wenige Panzerabwehrlenkwaffen der Typen NLAW und Javelin sind inzwischen in russischer Hand."
(9) "Dieser Konflikt birgt auch wegen der vielen Fliegerabwehrlenkraketen eine mittelfristige Gefahr. Die Ukraine könnte zu einer Art Basar werden, wo man sich recht einfach solche Systeme besorgen kann."
(10) "Die ukrainische Seite versucht, diesen Konflikt zu internationalisieren. Das Verlangen nach solchen Maßnahmen zeigt leider auch, wie sehr die ukrainischen Luftstreitkräfte wahrscheinlich schon dezimiert sind."
(11) "Gerade überschlagen wir uns mit Maßnahmenpaketen von Sanktionen bis hin zu Waffenlieferungen. Darauf kann Ernüchterung folgen, weil nicht das passiert, was wir glauben: Die Russen knicken nicht ein, der Konflikt hört nicht auf, die Flüchtlinge werden noch mehr. Auch ein gewisser Syrien-Effekt kann eintreten: Alle schicken Waffen, es kommt zu keiner Entscheidung und wir haben quasi ein Syrien vor der eigenen Haustür."
(12) "Sehen wir uns das Beispiel Ungarn an: Die ungarische Minderheit wird in der Ukraine nicht besonders gut behandelt, deswegen steht die Regierung in Budapest bei Hilfen auf der Bremse."
(13) "Das andere, da ist Deutschland darunter, will irgendwie rauskommen und sucht nach einem Deal, wie der Konflikt zum Beispiel am Fluss Dnepr eingefroren werden kann. Aus Deutschland heißt es jetzt, wenn das mit den Rohstoffpreisen und den fehlenden Getreidelieferungen so weitergeht, dann haben wir in Deutschland bald eine Hungersnot."
Bedenkenswerte Auslegeordnung von Prof. Dr. Ralph Weber:
Der Ukraine-Krieg als Weckruf für die Schweiz: «Wir müssen lernen, wie wir mit autoritären Regimes umgehen», in AZ 19.3.2022
(1) „Aber es ist eine grosse Herausforderung für liberale Demokratien, dass sie auf autoritäre Herausforderungen nicht selber autoritär reagieren. (…) Demokratische Grundsätze und rechtsstaatliche Prinzipien sollten dabei weiterhin gelten. Werfen wir diese über Bord, spielen wir am Schluss den autoritären Regimes in die Hände.“
(2): „Wir müssen unser Wissen ausbauen. Wir haben es im konkreten Austausch mit Partnern zu tun, die immer wichtiger für uns werden, aber wir wissen immer weniger über sie – etwa über Sachzwänge, denen sie ausgesetzt sind. (…) Der Mangel an so verschränktem Weltwissen in einer immer globaleren Welt fliegt uns nun um die Ohren. Hier müssen wir unsere Kapazitäten zuerst erhöhen. Nur so können wir besser analysieren und argumentieren, anstatt ins alte Muster vom «guten Westen» und «bösen Osten» zurückzufallen.“
Der Westen glaubte zu lange, der Kalte Krieg sei zu Ende, NZZ 19.3.2022
SIGA-Kommentar:
Dem Westen fehlt nicht „die nötige Härte“, sondern eine narrative, interdisziplinäre und Fakten schaffende Strategie, die auf Cleverness, Vision, Kreativität und unternehmerischen Mut setzt. Dazu gehört etwa auch die militärische Vorsorge, energiepolitische Diversifikation (vgl. Energiegeopolitik), wirtschaftliche Versorgungssicherheit sowie eine holistische und domänenübergreifende Sicherheitsarchitektur.
Sachliche Auseinandersetzung mit der militärischen Lage in der Ukraine.
Theresianische Militärakademie des österreichischen Bundesheeres
Die USA tragen bei der Verteidigung Osteuropas die Hauptlast, NZZ 19.3.2022
„Doch der Krieg als Mittel der Politik kehrte nach Europa zurück.“ Diese Normalisierung findet bereits statt und wird geostrategische Konsequenzen haben.
Abu Ali und die starken Männer – warum viele Araber Wladimir Putin lieben, NZZ 19.3.2022
SIGA-Kommentar:
Es könnte leider sein, dass der Krieg in der Ukraine in vielen Teilen der Welt eine andere Perzeption erfährt als uns im Westen lieb ist.
Dr. Remo Reginold in Demokratie gegen Diktatur - wer im neuen globalen Machtkampf auf welcher Seite steht, Salzburger Nachrichten 18.3.2022
"Wir müssen uns schon sehr gut aufstellen, damit wir unsere eigenen Werte nicht aushöhlen lassen und dann unglaubwürdig werden." Und: Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die westlichen Freiheitswerte für Millionen Menschen aus anderen Kulturkreisen derzeit nicht die hohe Bedeutung hätten, die wir in Europa ihnen zumessen würden.
"Europa muss anfangen, das Ende des russischen Krieges in der Ukraine zu fürchten", Dr. Fritz Kälin 18.3.2022
"Die russische Armee könnte also, wie so oft in ihrer Geschichte, den Sieg nicht auf taktischer, sondern operativ-strategischer Stufe erzwingen."
SIGA-Kommentar:
Die geostrategische Ebene wird infolge operativem Informationskrieg medial und politisch vernachlässig.
Wahrscheinlich werde sich Putin weite Teile der Ostukraine und der Schwarzmeerküste einverleiben oder dort von Moskau abhängige Pseudo-Republiken schaffen, so Shea. Nur die Westukraine, allenfalls mit der Hauptstadt Kiew, blieben souverän, doch ohne Meereszugang wirtschaftlich massiv geschwächt.
Nato-Vordenker Jamie Shea sieht Bündnis zum Zuschauen verdammt
«Ich glaube, Putin will die östlichen und südlichen Teile der Ukraine, wo vor allem die russischsprachigen Ukrainer leben. Und er will die totale Kontrolle über die Nordküste des Schwarzen Meeres, die er ja fast schon besitzt».
John Bolton über den Krieg in der Ukraine und Putin als kaltblütigen, rationalen Denker
Bulgaren und Serben im Zwiespalt über Russlands Invasion in der Ukraine, NZZ 14.3.2022
„Der serbische Präsident betreibt seit Jahren eine Schaukelpolitik zwischen dem Westen, China und Russland und hat sich damit erfolgreich aussenpolitischen Spielraum verschafft.“ Solche Konfliktlinien und Mehrdeutigkeiten werden wir wahrscheinlich verstärkt beobachten können.
Die russische Armee setzte in der Ukraine bisher auf eine kalkulierte Serie von Nadelstichen statt auf taktische Standards, NZZ 13.3.2022
SIGA-Kommentar:
Die militärische Lage ist nicht so eindeutig, wie es scheint: #fogofwar #Mehrdeutigkeit #Informationskrieg
Wie Putin ein russisches Intranet startet – und das freie Internet zerstören könnte, watson 11.3.2022
SIGA-Kommentar:
Ein weiterer Spillover-Effekt: Das Splinternet wird rascher Realität. Das „westliche“ www wird herausgefordert. Das ist Cybergeopolitik.
SIGA-Kommentar:
Es geht dabei um Handelsrouten, Rohstoffe und Energiegeopolitik, d.h. um Kontrolle über Kernkraftwerke.
Die Minsker Abkommen waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt, 20 Minuten 9.3.2022
Organisierte Kriminalität und Terrorismus könnten zunehmen, 20 Minuten 7.3.2022
Der Krieg in der Ukraine zeige auf, wie die gesellschaftlichen, militärischen und weltpolitischen Ebenen nicht mehr zu trennen seien, sagt auch Remo Reginold, Direktor des Swiss Institute for Global Affairs (SIGA). Der Aufruf des ukrainischen Präsidenten könne dabei durchaus auch problematisch gesehen werden. «Das Risiko, dass der Konflikt eskalieren oder in andere und auch ungeahnte Regionen und Themen überspringen könnte, ist gross», sagt Reginold. «Mir macht Sorge, dass etwa die organisierte Kriminalität, Terrorismus und Hooliganismus Aufwind erhalten und im Schatten des Krieges parallele Realitäten schaffen.»
UNRUHEN IN EUROPA: Putins Einmarsch könnte andere Staaten auf den Geschmack bringen, 20 Minuten 7.3.2022
Das Swiss Institute for Global Affairs (SIGA) warnt vor einem Spillover-Effekt. «Es ist zu befürchten, dass schon kurzfristig der Krieg in der Ukraine als grosses geostrategisches Probing angesehen werden muss, bei dem letztlich autoritäre Staaten gestärkt hervorgehen können», schrieb das SIGA am Sonntag in einer Medienmitteilung.
Die Sicherheitsarchitekturen im Mittelmeerraum, im Mittleren Osten und Afrika werden laut dem SIGA auf die Probe gestellt. Wer für Russland sei und wer nicht, sei uneindeutig, was fundamentale Verschiebungen der machtpolitischen Furchen ermögliche. «Es können neue Formen von Stellvertreterkriegen in Syrien, im Jemen und in Regionen Afrikas folgen.»
Russland sperrt Facebook und Co., doch der Bevölkerung ist es (fast) egal
Videobeitrag 20 Minuten mit Dr. Remo Reginold (7.3.2022)
"Internationale Legion", 20 Minuten 4.3.2022
Die Unterstützung des Westens für die internationale Legion sei als «Überreaktion» zu verstehen, sagt Vestner. «Europa ist von Putin auf dem falschen Fuss erwischt worden und reagiert jetzt hastig.» Dabei wäre es jetzt sehr wichtig, Missverständnisse zu vermeiden und langfristig zu denken. «Wenn jetzt ein ‹free for all› entsteht und der Söldnerdienst legitimiert wird, könnte das in Zukunft zum Bumerang werden.»
Tobias Vestner, Programmleiter «Sicherheit und Recht» am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik
Die russische Offensive kommt langsam, aber unvermindert voran, NZZ 3.3.2022
„Der geschickte Informationskrieg der Ukrainer lenkt den Blick weg vom tatsächlichen Lagebild.“
Dies gilt nicht nur operativ vor Ort, sondern mit grosser Wahrscheinlichkeit auch geopolitisch in alle Himmelsrichtungen. Vorsicht ist geboten vor Spillover-Effekten.
Verhandlungen mit Russland könnten den Krieg womöglich beenden - die Hürden sind aber hoch
Dr. Remo Reginold in 20 Minuten, 2. März 2022
Nordkorea provoziert mit neuem Raketentest
SIGA-Kommentar:
Es gilt nun genau zu beobachten, was im Schatten oder im Zuge (Spill over) des Krieges in der Ukraine auf der Welt passiert.
Elon Musk unterstützt die Ukraine mit Starlink-Internet
SIGA-Kommentar:
Eine Beispiel für eine neue Verschränkung der Ebenen Wirtschaft-Gesellschaft-Militär, eine Auflösung der Grenzen der Operationsräume Cyber-Weltraum-Informationsraum, sowie eine Verbindung der taktischen und strategischen Ebene. Es geht gleichzeitig um eine neue Form digitaler Infrastruktur, also um Cybergeopolitik via Weltraumplattformen, sowie um Informationskrieg, also Aufrechterhaltung der Kommunikation, aber auch um geoökonomische Machtprojektion und Inszenierung.
Die russische Armee hat beim Kampf im überbauten Gebiet dazugelernt
SIGA-Kommentar:
Interessante Aussage zum Thema Informationskrieg, die zeigt wie sehr die Ebenen Militär und Gesellschaft, sowie taktisch und strategisch im Informationsraum verschränkt sind: „Dies hat erstens damit zu tun, dass Soldaten und Bevölkerung sich strikte an die Anweisung der Regierung halten, keine Bilder der eigenen Truppen zu verbreiten. Zweitens gibt es auch über die privaten Satellitenfirmen keine Bilder, die auf die ukrainischen Truppen fokussieren. Dies ist ein Hinweis darauf, dass diese amerikanischen Anbieter Teil des Informationskriegs sind.“
SIGA-Kommentar:
Wir sprechen von geostrategischem Probing: „Chinas Strategen werden genau beobachten, wie der Westen beim Krieg in der Ukraine reagiert, und daraus ihre Lehren (…) ziehen.“ Zugleich geht es um Grenzverschiebungen nicht nur im geografisch-physischen, sondern vor allem im normativen Sinn. Dabei ist zentral wer mittel- bis langfristig die Deutungshoheit darüber hat, was akzeptiert und legitim ist. Das ist die strategische Relevanz des Informationsraumes.
Open-Source-Intelligence: Eine neue Ära der transparenten Kriegsführung
SIGA-Kommentar:
OSINT ist anspruchsvoller als es klingt. Und es beginnt mit klassischer Quellenkritik und Hermeneutik. Zudem scheint heute eher ein Zuviel an Informationen das Problem zu sein. Mehr „Transparenz“ kann auch zu Intransparenz führen. Sicher ist, wir brauchen wieder mehr Gefühl für Nuancen und Relevanz.
Frankreich zieht Truppen aus Mali ab
SIGA-Kommentar:
Der geopolitische Kampf um Afrika, der Kontinent der mit seiner Demografie die Zukunft prägen wird, ist in vollem Gang. Gleichzeitig zieht sich Frankreich und EU aus Mali zurück und überlässt das Feld Russland.
«Heute geht es um Erdgas aus Russland, morgen geht es um Lithiumvorkommen»
"Die grösste Schwäche vieler Länder ist, dass sie sich bei Energieimporten auf nur einen wichtigen Lieferanten stützen. Das ist immer mit Risiken behaftet. Heute geht es um Erdgas aus Russland, morgen kann es um Vorkommen von Lithium zur Batterieproduktion gehen. Deshalb ist Diversifikation extrem wichtig. Diese reduziert nicht nur die Gefahren für die Wirtschaft, sondern erweitert auch den Manövrierraum der Aussenpolitik.
(...)
Viele dieser sogenannten kritischen Rohstoffe werden nur in wenigen Ländern abgebaut, einige davon vor allem in China."
Vielleicht müssen wir über Energiegeopolitik reden...