Eine neue Weltraumära scheint sich abzuzeichnen. Inzwischen werden bald wieder so viele Raketenstarts getätigt wie in den 60er bis 80er Jahre (siehe Grafik unten). China spielt neben den USA vorne mit. Es gibt auch andere Trends. Die Privatisierung und Kommerzialisierung des Weltraums ist genau so eine Tendenz, wie auch die Militarisierung. Im Bereich der Ökonomisierung des Weltraums zu nennen sind innovative und visionäre Privatfirmen und Mäzene, die sich philanthropisch und marktorientiert zugleich geben ("New Space"). Dabei führen Unternehmen wie SpaceX, Blue Origine und Virgin Galactic, sowie die Milliardäre Richard Branson, Jeff Bezos und Elon Musk diese Entwicklung an. Es geht dabei beispielsweise auch um Weltraumtourismus und langfristig vielleicht sogar um Weltraumbergbau. Am bekanntesten sind jedoch die Pläne von SpaceX zur Kolonisierung des Mars. Auf der anderen Seite wird in den USA eine US Space Force als eigenständige Teilstreitkraft etabliert und diverse Staaten bauen ihre Weltraumaktivitäten auch mit militärischen Komponenten aus. "Die gesamte Dimension der zukünftigen Bedeutung des Weltraums eröffnet sich im Zusammenhang mit der Bedeutung modernen Informationstechnologie. Von jedem beliebigen Punkt, aus der Bewegung, auf dem Meeresspiegel, zu Lande und in der Luft sowie im Weltraum sind Ziele weltweit mit Feuer im virtuellen Raum des Cyber War innerhalb von Sekunden erreichbar, bekämpfbar und ausschaltbar." (Dirk Freudenberg) So ist auch in der Wirtschaft die Schnittstelle und Verbindung zwischen Raumfahrt und Digitalisierung, sowie "Industrie 4.0" eine interessante Opportunität. Es erstaunt nicht, dass auch die grossen Technologie- und Internetgrossfirmen wie Google und Amazon dabei eine Rolle spielen.
Bei diesen Weltraumaktivitäten geht es mitunter auch um Symbolpolitik. Es geht um Deutungshoheit und die Vorherrschaft im technologischen Bereich, zwischen Staaten, und zwischen Staaten und Privatunternehmen. Raketen- und Satellitentechnologie sind momentan die primären Aktionsfelder, weil damit auch konkrete Entwicklungen und Bereiche "am Boden" auf der Erde verbunden sind: z.B. Kommunikation, Logistik, Umweltbeobachtung und Internet/-Cyberinfrastruktur.
Die Symboldimension dieser Weltraumgeopolitik der Länder zeigt sich etwa beispielhaft an den Logos der Space Agencies. Es geht um Perzeption und Narrative. Soziokulturelle Aspekte dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Ein spannender Vergleich:
Die heute führende Rolle Chinas zeigt sich etwa daran, dass China inzwischen gleich viel oder mehr Raketenstarts durchführt wie die USA:
Die geplante Chinesische Raumstation wird mit internationaler Unterstützung als Nachfolge der ISS gehandelt. Dabei werden Wissenschaftsprojekte von 23 Institutionen aus 17 Ländern in einer ersten Phase dabei sein, dazu gehören die Schweiz, Polen, Deutschland, Italien, Norwegen, Frankreich, Spanien, Holland, Indien, Russland, Belgien, Kenia, Japan, Saudi Arabien, Mexiko und Peru. Damit ist eine gewisse Verbindung zu einer der drei hintergründigen Silk Roads der Chinesen bereits manifest. Darüber hinaus etabliert China symbolträchtig seine Mars- und Mondmissionen, sowie installiert sein eigenes globales Satellitennavigationssystem.